Veranstaltung: | Landesparteitag |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | Anträge |
Antragsteller*in: | LAG Landwirtschaft (dort beschlossen am: 26.09.2019) |
Status: | Zurückgezogen |
Eingereicht: | 25.09.2019, 19:12 |
K 7: Klimaschutzleistungen in der Land- und Forstwirtschaft mobilisieren
Antragstext
Klimaschutzleistungen in der Land- und Forstwirtschaft mobilisieren
Der Landesparteitag möge beschließen, die aktive Rolle der Landwirte im
Klimaschutz zu stärken. Im Rahmen der Verhandlungen zur neuen Gemeinsamen
Europäischen Agrarpolitik, aber auch bei der Gestaltung von Landesprogrammen und
Maßnahmen des Landes sollen folgende Aspekte berücksichtigt werden:
1. Qualitative Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik
Das heißt eine „neue Konditionalität“, die für alle Mitgliedstaaten
gemeinsam einen ambitionierten Standard festlegt und unter dem bisherigen
Standard nicht zurückfällt.
Ein hoher Anteil der Mittel muss gezielt in Programme für Klimaschutz, den
Artenschutz und Tierwohl fließen.
2. Moorschutz
Flächeneigentümer durch Maßnahmen zum Moorkörperschutz selbst zu
Klimaschutzakteuren machen
Bei der Renaturierung durch Vermeidung von Überstau die Methanemissionen
reduzieren
Projekte zur intelligenten Regulierung und Einstellung höherer
Wasserstände in Mooren und Anmooren zeigen, wie Moorschutz und
landwirtschaftliche Nutzung vereinbar sind
Die Beihilfefähigkeit auf wiedervernässten Flächen soll auch bei der
Entwicklung einer entsprechenden Vegetation erhalten bleiben
3. Grünland und Weidehaltung
Grünlandschutz ist Bodenschutz, Artenschutz und Klimaschutz in einem.
Grünlanderhalt muss wirtschaftlich attraktiv bleiben.
Qualitative Unterschiede im Grünland (Weide, Nutzungsintensität,
Artenschutz) müssen gesondert honoriert werden.
Weidewirtschaft mit ihrer Synergie für Tierwohl, Artenvielfalt,
Insektenschutz und das Landschaftsbild müssen im Rahmen der neuen
gemeinsamen Agrarpolitik gezielt gestützt werden
4. Flächengebundene tiergerechte Haltungund Futtermittel aus regionaler
Erzeugung
Futterbau- und Veredelungsbetriebe mit hohem Eigenfutteranteil und
geringer Viehdichte müssen gegenüber intensiven Haltungsformen gestärkt
werden
Förderung vom Anbau heimischer Eiweißfuttermittelpflanzen
Bei Stallneubauten soll die standortnahe Flächenverfügbarkeit zur
Futtererzeugung und Düngerausbringung Maßstab werden.
Einen Zubau weiterer Massentierhaltungsanlagen lehnen wir ab, für bestehende
soll ein
Umbauprogramm aufgelegt werden, wir passen die Vorschriften zur Haltung an die
Bedürfnisse der Tiere an – nicht umgekehrt.
5. Forschung und Förderung für den Ökolandbau
Der ökologische Landbau ist Leitbild für eine flächengebundene und
vielfältige Landwirtschaft.. Durch Forschung und Förderung für die
Umstellung und Beibehaltung des Ökolandbaues, sowie die Förderung von
Absatzmöglichkeiten für Bio-Produkte wird interessierten Landwirten die
Umstellung auf Ökolandbau weiterhin ermöglicht und erleichtert werden.
6. Ernährungswende auf den Weg bringen
Wir brauchen ein Ernährungssystem, das auf regionale Versorgungsstrukturen und
Wertschöpfungsketten in der Stadt, auf dem Land und in der
Gemeinschaftsverpflegung
setzt und nachhaltige Ernährungsstrategien entwickelt, damit wird auch der
Ausbau des
Ökolandbaus unterstützt.
7. Forschung und Förderung für Agrarholz und Agroforstsysteme
Die Anlage von Baumkulturen im Kurzumtrieb dient der Produktion von Holz
auf landwirtschaftlichen Flächen. Durch die Bodenruhe, den Humusaufbau und
äußerst geringen Düngungs- und Pflanzenschutzaufwand liefern sie
nachhaltige Rohstoffe für Industrie und den Wärmemarkt.
Der Erhalt und die Anlage von Knicks und sogenannten Agroforstsystemen
dient der Artenvielfalt, dem Bodenschutz und einem ausgeglichenem
Mikroklima auf der Fläche und muss als gesellschaftliche Leistung
anerkannt und honoriert werden.
8. Handel nicht auf Kosten von Klima, Umwelt und heimischer Bevölkerung.
Derzeit importieren Deutschland und die EU virtuell mehrere Mio ha für
Tierfutter (z.B. Soja) und industrielle Nutzung (z. Bsp. Palmöl). Es liegt
im Sinne der Nachhaltigkeit diesen „Fußabdruck“ deutlich zu reduzieren.
Handelsabkommen, die den Import von Produkten – insbesondere
Agrarprodukten, aus Ländern mit deutlich niedrigeren Umwelt- und
Sozialstandards erleichtern, lehnen wir ab. Das Mercosur-Abkommen, welches
die nationalen Bemühungen zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft auf
tragische Weise unterläuft, lehnen wir ab.
Begründung
Begründung:
Kein anderer Bereich ist so unmittelbar auf den Erhalt unserer Lebensgrundlagen angewiesen wie die Landwirtschaft. Dieser Sommer hat erneut deutlich gemacht: Die Landwirtschaft ist schon heute Leidtragende der Klimakrise. Zugleich heizen die falsche Agrarpolitik der Bundesregierung und eine fehlgeleitete EU-Agrarpolitik die Klimakrise mit an.
Um den Weltmarkt bedienen zu können, haben die Landwirtschaftsministerinnen und -minister der Unionsgeführten Bundesregierungen alles getan, um die Tierhaltung immer größer werden zu lassen. Das Resultat sind Niedrigpreise, Tierleid, Höfesterben und eine überdimensionierte industrielle Massentierhaltung.
Wir wollen gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern Wege zu einer standortangepassten Tierhaltung finden. Weder haben wir die Ackerflächen, um Futtermittel umweltverträglich anzubauen, noch kann es gelingen, die anfallenden Güllemassen umweltverträglich auszubringen. Auch beim Ackerbau lässt die Bundesregierung Bäuerinnen, Bauern und Gesellschaft seit Jahren im Stich. Spätestens seit der Dürre 2018 müsste klar sein, dass es dafür einen schnellen Masterplan braucht. Gute Böden speichern CO2 und puffern Wetterextreme ab. Resistentere Kulturen und Sorten können Extremsommern – die in der Zukunft Normalität sein könnten – besser trotzen.
Auch unser Ernährungssystem muss umgebaut werden. Denn was wir essen hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Gesundheit, sondern vor allem auch auf das Klima, die Umwelt und die Tiere. Deshalb brauchen wir eine grundlegende Agrar- und Ernährungswende.
Unterstützer*innen
- Alexander Fischbach (KV Kiel)
- Stephan Wiese (Stormarn KV)
Zustimmung
- Hans-Jürgen Bethe
- Lasse Bombien
- David-Willem Poggemann
- Frank Thun
- Christof Martin
- Petra Ludwig-Sidow
Kommentare
Petra Ludwig-Sidow: